Feministischer Kampftag: 600 Personen streiken auf dem Augsburger Rathausplatz

Auch in diesem Jahr rief das Feministische Streikkomitee Augsburg zur Kundgebung und Demonstration im Rahmen des Feministischen Kampftages am 8. März auf. Auf dem Augsburger Rathausplatz wurde erfolgreich gestreikt und feministische Positionen kämpferisch vertreten.

Ausgangspunkt war ein Blick auf die krisenbehaftete gesellschaftliche Situation. Pflegende, Ärzt*innen, Lehrende und Erzieher*innen sollen mit Boni abgespeist werden, strukturelle Änderungen bleiben aus. Mütter, insbesondere in systemrelevanten Berufen, sehen sich mehr denn je mit Mehrfachbelastungen konfrontiert. Das muss sich ändern!

Nicht erst seit Ausbruch der Corona-Pandemie tragen Frauen die Hauptlast an unbezahlter und geringbezahlter Sorge-Arbeit. Pflegeeinrichtungen argumentieren mit Wirtschaftlichkeit, wenn es um die niedrige Bezahlung von Pflegekräften geht. Doch in der Krise zeigt sich: Kapitalistisches Denken bringt uns nicht weiter, wenn Solidarität gefragt ist.

„Ungesehen, Überlastet, Un(ter)bezahlt“

Alle waren eingeladen, an der Kundgebung und Demonstration teilzunehmen. Dem Aufruf folgten bis zu 600 Personen, die sich auf dem Rathausplatz versammelten. Besondere Aufmerksamkeit erfuhr hierbei auch der eingebundene Warnstreik von KiTa-Mitarbeiter*innen, zu welchem die Gewerkschaft Ver.di aufgerufen hatte.

Unter dem Motto „Ungesehen, überlastet, un(ter)bezahlt“ wurde die Kundgebung vom Feministischen Streikkomitee eröffnet. Es wurde zudem über Erschöpfung und Pausen als Mittel der Rebellion gesprochen. Immer wieder wurde auf die Mehrfachbelastung von FINTA* (Frauen, intersexuelle, nonbinäre, trans und agender Personen) hingewiesen, die sich in unsichtbarer und kaum honorierter Arbeit zeigt.

Weitere Redebeiträge beschäftigten sich aus einer feministischen Perspektive mit dem Krieg gegen die Ukraine, der Geschichte des 8. März, feministischer Kapitalismuskritik, patriarchaler Gewalt, sowie dem Equal Pay Day, welcher in diesem Jahr am 7. März stattfand. Auch die Gewerkschaften Ver.di und GEW sprachen über ihre aktuellen (Arbeits-)Kämpfe. Das Oben-Ohne-Kollektiv stellte ihr Engagement, das Protestmittel des oberkörperfreien Demonstrierens und ihr Awareness-Konzept für den Tag vor.

Spotlight auf Care-Arbeit: lila Lichter auf der Demonstration durch die Augsburger Innenstadt

Anschließend begann eine laute und bunte Demonstration durch die Augsburger Innenstadt. Symbolisch trugen viele Teilnehmer*innen bunte Lichter(ketten), um ein Spotlight auf ungesehene Sorgearbeit zu werfen. Der Demonstrationszug wurde durch Musik vom City Club, eine Trommelgruppe und eine Kinderbetreuung begleitet.

Zum Abschluss auf dem Rathausplatz wurde das Frauenzentrum Augsburg vorgestellt, ein musikalischer Beitrag des Kulturkollektivs MehrFrau präsentiert und gemeinsam zu kurdischer Musik getanzt. Für das Abendessen sorgte die Soliküche Knoblauchfahne.

Wir blicken zurück auf einen kämpferischen 8. März, der verschiedene feministische Kämpfe verbinden und zeigen konnte, wie viel es auf dem Weg zur gelebten Gleichstellung noch zu tun gibt. So lange es geschlechterbedingte Ungleichheiten gibt, soll auch der 8. März als ein solidarisches Zeichen begangen werden, denn heute wie morgen gilt das Motto: Wenn wir streiken, steht die Welt still!

Der „Platz für Sorge“ bietet am 5. März auf dem Rathausplatz Raum für Austausch, Empowerment & Entspannung

Im Vorfeld des 8. März fand zudem ein feministischer Aktionstag am 5. März statt, an welchem der Rathausplatz in einen „Platz für Sorge“ verwandelt wurde. Von 11 bis 20 Uhr lief Musik von verschiedenen DJs des City Clubs und von stayfm. Es gab Infostände vom Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung, dem Frauenzentrum, ProFamilia in Action, sowie der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN). Außerdem gab es Workshops zu Feministischer Ökonomie, der VVN und der GEW. Das Oben-Ohne-Kollektiv bastelte an kreativen Möglichkeiten, auch bei Kälte nippelfrei zu demonstrieren. Mit Sprühfarben und Lavendeldruck wurden Textilien mit Botschaften versehen. Den ganzen Tag über gab es wertvollen und empowernden Austausch zwischen FINTA*, so zum Beispiel auch zum Thema Selbstfürsorge als Pädagog*in.

Für die Verpflegung sorgte auch hier die Soliküche Knoblauchfahne. Auf gemütlichen Sofas wurde so ein Raum in der Innenstadt geschaffen, in dem Themen diskutiert wurden, die oft unsichtbar bleiben. Insbesondere das Thema Sorgearbeit stand im Fokus, welche zu einem überwiegenden Anteil von FINTA*-Personen geleistet und ungleich gewürdigt wird. Den Abschluss des Tages bildete der Auftritt der Band Catcallas.

Weitere Veranstaltungen um den 8. März waren ein Aktionskunstworkshop in Kooperation mit dem Augsburger Staatstheater zum Gestalten von Schildern und Bannern, ein Aktzeichenworkshop mit der Künstlerin Laura Jungfer und die vom 1. bis 7. März täglich im Webradio stayfm.com ausgestrahlte Radiosendung „Die feministische Viertelstunde“. Die Radiosendungen von stayfm können hier im Archiv nachgehört werden.

Ein Interview mit zwei Vertreterinnen des Feministischen Streikkomitees beim Radiosender Kanal C kann hier nachgehört werden.

Fotos vom 8. März sind hier zu finden.