Aufruf zum Feministischen Kampftag am 8. März 2023

Die Krisen stecken im System – feministisch streiken weltweit!

Von der Evakuierung eines Augsburger Altenheims bis zur Schließung der Bobinger Geburtshilfe – die Krise des Gesundheitssystems ist real. Die Konflike in den nur ohnehin spärlich vorhandenen Unterkünften für Geflüchtete spitzen sich nicht erst durch den Krieg in der Ukraine zu. Die Energiekrise trifft unterdessen vor allem Augsburger Geringverdienende, darunter vor allem Alleinerziehende. Wir wissen: Die Krisen stecken im System! Wir wissen: Kapitalismus und Patriarchat sind dafür verantwortlich! Wir wollen das nicht hinnehmen! Wir streiken! 

Kommt zum Internationalen Feministischen Kampftag am 8. März
17 Uhr | Kundgebung & Demonstration | Rathausplatz Augsburg 

Welche Menschen wohnen in Alten- und Pflegeheimen, in denen oft unmenschliche Zustände herrschen? 61,6 Prozent sind Frauen. Welche Menschen arbeiten in der Pflege mit teilweise untragbaren Arbeitsbedingungen? Etwas mehr als drei von vier Pflegefachkräften sind Frauen. Welche Menschen gehören zu denjenigen, die am Existenzminimum leben? 17,5 Prozent der deutschen Frauen waren 2021 von Einkommensarmut betroffen, im Gegensatz zu 15,7 Prozent der Männer. Auch bei den Geringfügigbeschäftigten ist der Anteil der Frauen größer als der der Männer. Und im Alter rächen sich außerdem die sogenannten „unterbrochenen Erwerbsbiographien“ von Frauen: Alleinstehende Frauen über 65 gelten zu 20 Prozent als arm und das liegt an häufigerer Teilzeitbeschäftigung und Verdienstausfall durch Kinder- und Angehörigenpflege. 

Wir sprechen von Frauen, weil die Daten nur weiblich gelesene Personen erfassen. Dennoch ist klar, dass auch andere nicht als männlich wahrgenommene Personen – FLINTAs – die Benachteiligten in diesem System sind. FLINTAs meint Frauen, lesbische, inter, nicht-binäre, trans, agender Personen und alle, die nicht in die binäre Logik der cis-männlich dominierten Welt passen. Darunter auch Schwarze Personen, Menschen der BIPOC Community. Ebenso Menschen, die sich nicht der Verwertungslogik der kapitalistischen Welt unterwerfen können oder wollen. Am meisten trifft es die, die zu mehreren der genannten Kategorien gehören. BIPOC steht für Black, indigenious people of colour, also Menschen, die als nicht weiß gelesen werden.  

Wir sagen Nein zu diesem männlich dominierten System!

Auf der ganzen Welt rebellieren FLINTA-Personen gegen die Unterdrückung durch patriarchale und kapitalistische Systeme: gegen die Kriege, die die Herrschenden auf dem Rücken der Bevölkerung austragen; gegen die Klimakatastrophe, die von zu vielen Entscheidungsträger*innen noch geleugnet oder ignoriert wird; gegen rechte Kräfte, die mit ihren rückwärtsgewandten Ideologien immer mehr Macht auf sich vereinen. 

Der Slogan „Jin Jiyan Azadi“ (Frauen Leben Freiheit) der revolutionären kurdischen Bewegung hallt aktuell durch die von Frauen angeführte Revolution im Iran in der ganzen Welt wider: von Lateinamerika über Rojava (Nord-Ost-Syrien) und Teheran bis nach Europa! Als lautes Zeichen gegen die Einschränkung und Verweigerung von Menschenrechten. Gemeinsam kämpfen wir die feministischen Kämpfe für eine Gesellschaft, in der ein gutes Leben für alle möglich ist. Gemeinsam kämpfen auch wir gegen Geschlechterungerechtigkeit, für sexuelle und körperliche Selbstbestimmung und für „eine Welt, in die viele Welten passen“? – wie die Zapatista-Bewegung sagt. Wir, das Feministische Streikkomitee Augsburg, solidarisieren uns mit den feministischen Kämpfen weltweit und mit denen vor unserer Haustür. Die Krisen stecken in den Systemen! Sie sind hausgemacht und wir haben es in der Hand, diese Ungerechtigkeiten zu beenden!

Wir fordern:·

  • Bezahlte Care-Arbeit, denn systemrelevante Tätigkeiten wie Kinderbetreuung, Pflege von Angehörigen, Freund*innen, aber auch Achtsamkeit gegenüber sich selbst darf nicht zur Überlastung bzw. zum existenziellen Nachteil werden.
  • Keine Profite mit Gesundheit & Care! Die Probleme im Gesundheitswesen entstehen nicht zuletzt durch die Privatisierung von Gesundheitseinrichtungen, die mit Sorge-Arbeit Geld verdienen müssen und die Profite über das Wohlergehen der Patient*innen stellen. 
  • Schutz vor Gewalt & eine sichere Unterkunft bei Gefährdung. Die Plätze in den Frauenhäusern des Bezirks kommen bei weitem nicht an die gesetzlichen Vorgaben heran. FLINTAs in Geflüchtetenunterkünften benötigen besondere Schutzangebote. Zudem mangelt es an Schutzräumen und Beratungsstellen für Queers und trans Personen.
  • Bleiberecht für alle, denn kein Mensch ist illegal. Fluchtgründe dürfen nicht über das Bleiberecht und den Wert eines Menschen entscheiden. Zumal viele Menschen durch den Klimawandel ihre Existenzgrundlage verlieren werden, wodurch sogenannte Wirtschaftsfluchtbewegungen drastisch zunehmen werden.
  • Sichere medizinische Versorgung für Schwangere, Gebärende & Personen, die sich für einen Schwangerschaftsabbruch entscheiden. Personalnot und Klinikschließungen gefährden dieses Menschenrecht in der Region sowie in ganz Deutschland!   
  • Zeit & Möglichkeit für politische Teilhabe! Überlastung durch Lohn- oder Care-Arbeit, Sprachbarrieren oder das Gefühl der politischen Machtlosigkeit dürfen Menschen nicht von einer aktiven Beteiligung abhalten. 
  • politische Unterstützung für politisch verfolgte Aktivist*innen, FLINTA & LGBTQIA+ Personen im Iran, in Afghanistan, Kurdistan, Rojava über die Solidaritätsbekundungen hinaus