Die Krisen stecken im System – feministisch streiken weltweit!
Von der Evakuierung eines Augsburger Altenheims bis zur Schließung der Bobinger Geburtshilfe – die Krise des Gesundheitssystems ist real. Die Konflike in den nur ohnehin spärlich vorhandenen Unterkünften für Geflüchtete spitzen sich nicht erst durch den Krieg in der Ukraine zu. Die Energiekrise trifft unterdessen vor allem Augsburger Geringverdienende, darunter vor allem Alleinerziehende. Wir wissen: Die Krisen stecken im System! Wir wissen: Kapitalismus und Patriarchat sind dafür verantwortlich! Wir wollen das nicht hinnehmen! Wir streiken!
Kommt zum Internationalen Feministischen Kampftag am 8. März 17 Uhr | Kundgebung & Demonstration | Rathausplatz Augsburg
Welche Menschen wohnen in Alten- und Pflegeheimen, in denen oft unmenschliche Zustände herrschen? 61,6 Prozent sind Frauen. Welche Menschen arbeiten in der Pflege mit teilweise untragbaren Arbeitsbedingungen? Etwas mehr als drei von vier Pflegefachkräften sind Frauen. Welche Menschen gehören zu denjenigen, die am Existenzminimum leben? 17,5 Prozent der deutschen Frauen waren 2021 von Einkommensarmut betroffen, im Gegensatz zu 15,7 Prozent der Männer. Auch bei den Geringfügigbeschäftigten ist der Anteil der Frauen größer als der der Männer. Und im Alter rächen sich außerdem die sogenannten „unterbrochenen Erwerbsbiographien“ von Frauen: Alleinstehende Frauen über 65 gelten zu 20 Prozent als arm und das liegt an häufigerer Teilzeitbeschäftigung und Verdienstausfall durch Kinder- und Angehörigenpflege.
Wir sprechen von Frauen, weil die Daten nur weiblich gelesene Personen erfassen. Dennoch ist klar, dass auch andere nicht als männlich wahrgenommene Personen – FLINTAs – die Benachteiligten in diesem System sind. FLINTAs meint Frauen, lesbische, inter, nicht-binäre, trans, agender Personen und alle, die nicht in die binäre Logik der cis-männlich dominierten Welt passen. Darunter auch Schwarze Personen, Menschen der BIPOC Community. Ebenso Menschen, die sich nicht der Verwertungslogik der kapitalistischen Welt unterwerfen können oder wollen. Am meisten trifft es die, die zu mehreren der genannten Kategorien gehören. BIPOC steht für Black, indigenious people of colour, also Menschen, die als nicht weiß gelesen werden.
Wir sagen Nein zu diesem männlich dominierten System!
Auf der ganzen Welt rebellieren FLINTA-Personen gegen die Unterdrückung durch patriarchale und kapitalistische Systeme: gegen die Kriege, die die Herrschenden auf dem Rücken der Bevölkerung austragen; gegen die Klimakatastrophe, die von zu vielen Entscheidungsträger*innen noch geleugnet oder ignoriert wird; gegen rechte Kräfte, die mit ihren rückwärtsgewandten Ideologien immer mehr Macht auf sich vereinen.
Der Slogan „Jin Jiyan Azadi“ (Frauen Leben Freiheit) der revolutionären kurdischen Bewegung hallt aktuell durch die von Frauen angeführte Revolution im Iran in der ganzen Welt wider: von Lateinamerika über Rojava (Nord-Ost-Syrien) und Teheran bis nach Europa! Als lautes Zeichen gegen die Einschränkung und Verweigerung von Menschenrechten. Gemeinsam kämpfen wir die feministischen Kämpfe für eine Gesellschaft, in der ein gutes Leben für alle möglich ist. Gemeinsam kämpfen auch wir gegen Geschlechterungerechtigkeit, für sexuelle und körperliche Selbstbestimmung und für „eine Welt, in die viele Welten passen“? – wie die Zapatista-Bewegung sagt. Wir, das Feministische Streikkomitee Augsburg, solidarisieren uns mit den feministischen Kämpfen weltweit und mit denen vor unserer Haustür. Die Krisen stecken in den Systemen! Sie sind hausgemacht und wir haben es in der Hand, diese Ungerechtigkeiten zu beenden!
Wir fordern:·
Bezahlte Care-Arbeit, denn systemrelevante Tätigkeiten wie Kinderbetreuung, Pflege von Angehörigen, Freund*innen, aber auch Achtsamkeit gegenüber sich selbst darf nicht zur Überlastung bzw. zum existenziellen Nachteil werden.
Keine Profite mit Gesundheit & Care! Die Probleme im Gesundheitswesen entstehen nicht zuletzt durch die Privatisierung von Gesundheitseinrichtungen, die mit Sorge-Arbeit Geld verdienen müssen und die Profite über das Wohlergehen der Patient*innen stellen.
Schutz vor Gewalt & eine sichere Unterkunft bei Gefährdung. Die Plätze in den Frauenhäusern des Bezirks kommen bei weitem nicht an die gesetzlichen Vorgaben heran. FLINTAs in Geflüchtetenunterkünften benötigen besondere Schutzangebote. Zudem mangelt es an Schutzräumen und Beratungsstellen für Queers und trans Personen.
Bleiberecht für alle, denn kein Mensch ist illegal. Fluchtgründe dürfen nicht über das Bleiberecht und den Wert eines Menschen entscheiden. Zumal viele Menschen durch den Klimawandel ihre Existenzgrundlage verlieren werden, wodurch sogenannte Wirtschaftsfluchtbewegungen drastisch zunehmen werden.
Sichere medizinische Versorgung für Schwangere, Gebärende & Personen, die sich für einen Schwangerschaftsabbruch entscheiden. Personalnot und Klinikschließungen gefährden dieses Menschenrecht in der Region sowie in ganz Deutschland!
Zeit & Möglichkeit für politische Teilhabe! Überlastung durch Lohn- oder Care-Arbeit, Sprachbarrieren oder das Gefühl der politischen Machtlosigkeit dürfen Menschen nicht von einer aktiven Beteiligung abhalten.
politische Unterstützung für politisch verfolgte Aktivist*innen, FLINTA & LGBTQIA+ Personen im Iran, in Afghanistan, Kurdistan, Rojava über die Solidaritätsbekundungen hinaus
Ende Dezember 2022 wurde das Pissegate-Urteil rechtskräftig: Das Verfahren gegen uns als Feministisches Streikkomitee ist eingestellt, eine Geldauflage haben wir dennoch zu zahlen. Unsere Spende geht gerichtlich verordnet an den SKF, den Sozialdienst katholischer Frauen e. V. Wir sagen danke für die große Solidarität und die großzügigen Spenden, die wir zur Deckung der Prozesskosten erhalten haben.
Feministische Kämpfe vereinen: jetzt erst recht!
Aus persönlichen Gründen haben wir uns dazu entschlossen, nicht in die nächste Instanz zu gehen. Dennoch werden wir auch in Zukunft unser Recht auf freie Meinungsäußerung und Demonstrationsfreiheit nutzen, um auf die Missstände bei der Verteilung von Sorge-Arbeit aufmerksam zu machen.
Am 8. März, dem internationalen feministischen Kampftag, wollen wir mit denen eine gemeinsame Stimme finden, die bisher ungehört bleiben: Pflegekräfte, Mütter, Geringverdienende, Queers, BIPOCs (Black, Indigenious People of Color) – alle, die in einer weißen, heteronormativen, cis-männlichen Welt das Andere sind. Unser Motto in diesem Jahr: Die Krisen stecken im System – feministisch streiken weltweit.
„Staatsschutz“ blitzt vor Gericht ab Verfahren gegen Aktivistin eingestellt
„Was ist bloß in Augsburg los?“, titelte Netzpolitik.org in Bezug auf den Strafbefehl über 1.200 Euro, den die Augsburgerin Michaela Strattner auf Betreiben der Abteilung „Staatsschutz“ der Augsburger Polizei erhielt. Nicht mit einer liberalen Demokratie vereinbar, befand ein Berliner Experte für Versammlungsrecht [1]. Nun straft das Amtsgericht die in Kritik geratene Abteilung der Polizei ab und stellt das Verfahren ein.
Care-Arbeit oder Sorgearbeit beschreibt die Tätigkeiten des Sorgens und Sichkümmerns. Darunter fällt Kinderbetreuung oder Altenpflege, aber auch familiäre Unterstützung, häusliche Pflege oder Hilfe unter Freund*innen. Diese Arbeiten werden überwiegend von Frauen geleistet, oft als unbezahlte Hausarbeit gesellschaftlich als notwendig und selbstverständlich angesehen. Um auf diesen Missstand aufmerksam zu machen, organisierte das Augsburger Feministische Streikkomitee am 5. März dieses Jahres eine Kundgebung auf dem Rathausplatz. Dabei wurde das Stück „Pisse“ der Band „Schnipo Schranke“ gespielt, das mit expliziter Sprache die Grenzen des weiblich Sagbaren austestet. Das ging der Abteilung „Staatsschutz“ der Augsburger Polizei zu weit: Ihrer Meinung nach habe das Stück keinen Bezug zum Versammlungsthema und stelle daher einen Verstoß gegen die Demonstrationsauflagen dar. 1.200 Euro soll die Anmelderin der Demonstration nun dafür zahlen.
Zwischen gemütlichen Couchen, auf Teppichen, Bierzeltgarnituren und anderen Sitzgelegenheiten entstand am 5. März 2022 der „Platz für Sorge“ auf dem Augsburger Rathausplatz. Das Feministische Streikkomitee begann bereits am Morgen dieses Samstags mit dem Programm, das bis in die Abendstunden „Sorgearbeit sichtbar machen“ sollte.
Care-Arbeit oder Sorgearbeit beschreibt die Tätigkeiten des Sorgens und Sichkümmerns. Darunter fällt Kinderbetreuung oder Altenpflege, aber auch familiäre Unterstützung, häusliche Pflege oder Hilfe unter Freunden. Bislang wurden diese Arbeiten überwiegend von Frauen geleistet, oft als unbezahlte Hausarbeit gesellschaftlich als notwendig und selbstverständlich angesehen. Aber mit dem Wandel der Geschlechterordnung werden auch Hausarbeit, Sorge und Fürsorge neu verteilt – weiterhin überwiegend zwischen Frauen. Migrantinnen aus armen Ländern bedienen die steigende Nachfrage in Ländern des globalen Nordens.
Das Ziel hinter der Veranstaltung am 5. März: Zeit und Raum für Menschen zu schaffen, die am 8. März – dem internationalen feministischen Kampftag, einem Dienstag in diesem Jahr – nicht mit auf die Straße gehen konnten. Gründe hierfür sind unter erwerbstätigen Frauen oft die Verpflichtung als Mutter, Ehefrau oder Pflegende im familiären Kontext. Diese Tätigkeiten werden aber auch von anderen Personen ausgeübt, die deshalb ebenfalls nicht an der Demonstration zum 8. März teilnehmen können. Zu weiteren Gründen für die Nichtteilnahme zählen außerdem Schichtarbeit, Notfalldienste oder Bereitschaftsdienste zum Beispiel in der Pflege.
Für diese Personengruppen veranstaltete das Feministische Streikkomitee über den Tag hinweg Workshops zu Geschlechterrollen oder zur Geschichte des Feministischen Kampftags, bot Material zur Gestaltung für Protestschilder oder Banner und untermalte die Aktivitäten mit feministischer Musik und Spoken-Word-Performances durch ein DJ-Team. Außerdem sollte der „Platz für Sorge“ auch Raum für Austausch bieten: für die interessierte Stadtöffentlichkeit, um in Ruhe ins Gespräch kommen zu können.
Vorwurf 1: Abspielen von Musikstücken zu Unterhaltungszwecken – „Pisse“
Das Lied „Pisse“ von Schnipo Schranke, das im Rahmen der Kundgebung abgespielt wurde, erregte die Aufmerksamkeit eines Passanten und seines 6-jährigen Sohnes. Er habe unangenehme Fragen beantworten müssen, so der Mann. Die Staatsanwaltschaft wirft fstrk aux vor, dass dieses Lied keinen Bezug zum Demonstrationsthema aufweist.
Diesem Vorwurf widersprechen wir entschieden: In „Pisse“ erzählt das weibliche lyrische Ich von einer Beziehung zu einer Person, die sie nicht oder nicht mehr liebt. Im Verlauf des Textes wird der Hörende Zeuge einer Emanzipation:Sie erkennt, dass die Ausrichtung auf die Bedürfnisse der Anderen „der Abend ist mir nicht gelungen, so sagen böse Zungen“) oder des Anderen („Hab alles für Dich getan“) die Liebe nicht retten kann, sondern im Gegenteil zu einer Selbstverleugnung führt. Sie erkennt die Sexualisierung „Und war es doch am Ende, was dich hat überzeugt / Weder der Inhalt / Noch sein Gehalt sondern / Mein schöner Leib!“, „Find’st mich hübsch, doch voll daneben“ und die Abwertung „du findest mich ätzend, ich finde dich verletzend“, der sie in der Beziehung ausgesetzt ist.
Diese Auseinandersetzung mit menschlichen Gefühlen wird in sehr expliziter Sprache vorgetragen, die im Kontrast zur weiblichen Singstimme und zur Popmelodie des Liedes steht. Die Band nutzt explizites Vokabular und zweideutige Anspielungen, um über Sex (Duo & Orgie), Oralsex, Körperbehaarung und Alkoholismus zu sprechen. Gegen diese expliziten Aussagen, vor allem wenn sie durch weibliche Stimmen geäußert werden, regt sich weiterhin – wie der aktuelle Fall zeigt – gesellschaftlicher Widerstand eines „das kann man so doch nicht sagen, das gehört sich nicht“.
Die feministische Aktion „Platz für Sorge – Care-Arbeit sichtbar machen“ prangert auch diese Verleugnung von weiblichen Bedürfnissen, von offener sexueller Lust und von Körperfunktionen an. Gerade Beschäftigte in Pflegeberufen, aber auch Menschen, die unbezahlte Care-Arbeit verrichten (Mütter, Hausfrauen, usw.) leiden unter einem Frauenbild, das von ihnen die Zurückstellung ihrer eigenen Bedürfnisse fordert. Das Ausbrechen aus diesem Bild bzw. das Artikulieren dieser Bedürfnisse führt zu einer sozialen Stigmatisierung, zum Beispiel als „Rabenmutter“ oder als „undamenhafte Person“.
Die Obszönität des Liedes ist von den beiden Interpretinnen bewusst gewählt und grundlegender Teil ihres Stils. Schockieren kann das Lied dennoch, wie die Beschwerde des Passanten zeigt. Der Schock, der hier provoziert wurde, beweist, dass das Lied durchaus inhaltlich zur Kundgebung passt. Zur Beantwortung von unangenehmen Fragen waren die Aktivist*innen vor Ort, der Mann hat die Chance aber verstreichen lassen, sein Unbehagen auszusprechen.
Vorwurf 2: Aufruf zu Gewalt & Störung des öffentlichen Friedens
Das Abspielen von „Querdenker klatschen“ war keine geplante Aktion, sondern erfolgte spontan. Im Vorfeld hat sich unsere Gruppe darauf vorbereitet, dass die Demonstration unter dem Motto „Corona-Demo“ an diesem Samstag am Rathausplatz vorbeiziehen wird. Wir haben ein Sicherheitskonzept erstellt, dass unsere Veranstaltung vor Blicken und Störungen schützen sollte – darin steht, dass wir beim Passieren des Demonstrationszuges unseren Raum durch Banner abschirmen, was genauso und friedlich geschehen ist. Für das Abspielen des Liedes entschieden wir uns spontan, um unseren Gegenprotest zum Ausdruck zu bringen. Die Band prangert an, dass die Protestbewegung für „freie Impfentscheidung“ und „für die Aufhebung aller Maßnahmen“, wie sie von der stattfindenden Corona-Demo gefordert wurde, einem egoistischen Weltbild entspringt, das die Folgen der Pandemie verkennt.
Insbesondere vor dem Hintergrund, dass Beschäftigte in medizinischen Berufen, vor allem in der Pflege, wegen des Corona-Virus mit unzumutbaren Arbeitsbedingungen konfrontiert sind, wollten wir uns – inhaltlich wie optisch – von der Demo abgrenzen. Das Motto erschien uns höhnisch, im Hinblick darauf, worauf wir am 5. und am 8. März aufmerksam machen wollten. Wir wollten gewährleisten, dass sich die Personen, die sich auf dem Rathausplatz befanden, nicht unfreiwillig mit dem Demonstrationszug befassen müssen. Aufgrund der Lautstärke der Demonstrierenden war dies jedoch kaum möglich. Daher unsere spontane Entscheidung, dem ganzen auch musikalisch Ausdruck zu verleihen. Wir wählten „Querdenker klatschen“ unter anderem wegen der Textzeile „Glaub mir, viel lieber würd ich klatschen dafür, dass die Pflegenden endlich verdien’n, was sie verdien’n.“
Der Demonstrationszug gegen Coronamaßnahmen zog davon unbeeinträchtigt vorbei, weder die Lautstärke noch eine andere Aktion aus den Reihen des fstrk aux störte laut Zeugenaussage den Verlauf der Demonstration.
Der Kontext: Schikane gegen linken Protest hat anscheinend Methode
Seit einiger Zeit häufen sich die Schikanen gegen linke Augsburger Aktivist*innen: Der „Staatsschutz“ durchsucht das Kinderzimmer der damals 15-jährigen Janika Pondorf, die sich in der Fridays-for-Future-Bewegung und für das Augsburger Klimacamp engagiert. Während der Hausdurchsuchung von Alexander Mai, dessen Fall als Pimmelgate Süd bekannt ist, verweigern ihm die Beamten des „Staatsschutzes“ das Telefonat mit seiner Anwältin, das ihm rechtlich zusteht. Eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen dieses Vorgehen blieb bislang unkommentiert. Aktivist*innen des Augsburger Klimacamps seien laut Ingo Blechschmidt, einem Mitglied des KC-Sprecherkreises, ständig den Repressionen des „Staatsschutzes“ ausgesetzt.
Die Verhandlung
Am Donnerstag, dem 24. November 2022, tritt das Feministische Streikkomitee den Vorwürfen vor Gericht entgegen. Anwältin Martina Sulzberger, die die Verteidigung in diesem Fall übernommen hat, gibt zu bedenken, dass hier mit der Versammlungsfreiheit ein nicht zu verachtendes Grundrecht zur Debatte steht.
Das Urteil
Knapp 30 Prozessbeobachter*innen
Nachdem ursprünglich das Ordnungsamt der Auffassung der Abteilung „Staatsschutz“ gefolgt war und sogar die Polizei angewiesen hatte, auf einer Folgeversammlung bei
etwaiger Wiederholung des Lieds einzuschreiten, korrigierte es am Dienstag seine Haltung. Dies teilte das Feministische Streikkomitee Augsburg am gestrigen Mittwoch mit. Entsprechend wurde heute das betreffende Lied bei einer
Solidaritätskundgebung vor dem Amtsgericht in hoher Lautstärke gespielt – insgesamt viermal, so oft erlaubte es das Ordnungsamt.
Knapp 30 Prozessbeobachter*innen wollten die Verhandlung verfolgen. Aufgrund eigens angeordneter spezieller Sicherheitskontrollen, zu denen auch die sonst vor Gericht nicht übliche
Personalienkontrolle gehörte, konnten aber weniger als die Hälfte der Interessierten rechtzeitig vor Prozessende in den Gerichtssaal. Auch ein Journalistenteam von a.tv wurde so ausgesperrt.
Rechtliche Schritte gegen Abteilung „Staatsschutz“
Das heutige Urteil ist nicht das Ende des Vorfalls. Strattner und ihre Unterstützer*innen kündigten bereits an, im Zuge des positiven Urteils rechtliche Schritte gegen
die Abteilung „Staatsschutz“ der Augsburger Polizei zu prüfen. Trotz des Einschüchterungsversuchs der Abteilung „Staatsschutz“ ist Strattner unterdessen nicht untätig: Sie organisiert
zusammen mit ihren Mitstreiter*innen vom Feministischen Streikkomitee Augsburg schon die nächste große Demonstration für Geschlechtergerechtigkeit. Am 8. März kommenden Jahres, dem internationalen feministischen Kampftag, wird sie stattfinden. Und bestimmt wird dort auch wieder das Kultlied gespielt werden, wegen dem der „Staatsschutz“ heute
vor Gericht scheiterte.
Kontakt
Versammlungsanmelderin: Michaela Strattner (+4915128909238, f-streik-aux@riseup.net) Rechtsanwältin: Martina Sulzberger (+4982150873850)
Spenden
Neben Unterstützung am Tag der Pressekonferenz und der Verhandlung freut sich das Feministische Streikkomitee auch über finanzielle Beträge, um die finanziellen Belastungen des Verfahrens zu stemmen. Spenden, egal wie hoch, gerne an:
Take back the night! Lasst uns gemeinsam die Nacht zurückerobern!
Datum: 15.06.2022 – Mittwoch vor Feiertag
Zeit: 20 Uhr
Treffpunkt: Ulrichsplatz
Was: Take Back The Night Demo & politischer Rave gegen sexualisierte & gegen patriarchale Gewalt
Bereits seit den 70er Jahren gehen FINTA* (Frauen, inter, nicht-binäre, trans und agender Personen) unter dem Motto „Take back the night“ gegen patriarchale Gewalt auf die Straße. Doch patriarchale Gewalt ist noch längst nicht Geschichte!Auch heute erleben FINTA* Gewalt .Sei es am Arbeitsplatz, in der Schule, auf der Straße und vor allem: zu Hause.
Auf dem Nachhauseweg nachts den Schlüssel zwischen die Finger klemmen, keine laute Musik hören, so tun, als würde man telefonieren oder mit der besten Freundin telefonieren, bis man sicher zu Hause angekommen ist.
Doch auch das eigene Zuhause ist für viele FINTA* kein sicherer Ort, sondern sie erleben häusliche Gewalt und missbräuchliche Beziehungen. Das wurde durch die Pandemie und Lockdowns verstärkt und verschlimmert. Frauenhäuser sind überlastet und bekommen kaum Finanzierung.
Jeden Tag versucht ein Mann in Deutschland einen Femizid zu begehen. In Deutschland wurden im Jahr 2020 139 Frauen von ihrem Partner oder Ex-Partner ermordet. Die Dunkelziffer dürfte noch höher sein.
In der EU erlebt jede dritte Frau innerhalb ihres Lebens sexualisierte Gewalt. Auch während der Geburt erleben FINTA* oft Gewalt. Und als wäre das nicht genug, wird der Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen erschwert und kriminalisiert.
Gewalt gegen FINTA* hat System! Es handelt sich nicht um individuelle Schicksale, sondern um ein System der patriarchalen Gewalt!
Auch in der Party- und Clubkultur haben Frauenfeindlichkeit und Sexismus einen festen Platz: Hand am Arsch, „Hey, guck doch nicht so ernst“, schnelle Schritte im Dunkeln: FINTA-Personen erleben Partynächte anders als heterosexuelle Cis-Männer – egal, ob auf der Maxstraße, im Mo Club, im Bob’s Oberhausen oder in Ballonfabrik und City Club.
Patriarchale Machtstrukturen bestimmen außerdem, wer in der Clubszene sichtbar ist. Die „Buddykultur“ schränkt den Zugang zu Gigs für FINTA* ein, auf Bühnen und hinter DJ-Pulten stehen vor allem CIS-Männer.
Lasst uns feministisch gegen Gewalt an FINTA* kämpfen, ein Zeichen gegen Diskriminierung setzen und die Nacht zurückerobern! Wir nehmen uns den öffentlichen Raum, der uns zusteht! Am 15. Juni tanzen wir durch die Straßen Augsburgs und kämpfen gemeinsam für eine feministische Welt ohne Gewalt, Ausbeutung und Krieg!
Selbstbehauptungs-Workshop für Flinta*s (Frauen, Lesben-, Inter-, Non-Binary-, Trans-, Agender-Personen)
Der Workshop vermittelt gezielt Methoden, um Grenzverletzungen und übergriffigen Situationen, denen im speziellen Flinta*s ausgesetzt sind, zu verhindern oder entgegenzuwirken.
Datum: Samstag, 04.06.2022 Zeit: 9 – 18 Uhr Ort: geschützter Raum in der Augsburger Innenstadt – wird bei Anmeldung bekanntgegeben
Im Kurs erfahrt ihr sowohl konkretes Wissen zu geschlechtsspezifischer Gewalt, ihr nehmt aber auch an praktischen Übungen teil, wie damit umgegangen werden kann. Im geschützten Rahmen erarbeiten die Teilnehmenden gemeinsam Möglichkeiten, wie man sich am Arbeitsplatz, im Studium oder Nachtleben sicher und gut fühlen kann.
Es ist kein Kurs, der Sportlichkeit und Können voraussetzt. Im Wen-Do ist das höchste Gebot: Jede Frau* kann sich wehren!
Durchgeführt wird der Kurs von einer ausgebildeten Wen-Do Trainerin aus Augsburg.Bitte beachtet, dass der Kurs keine Traumatherapie ersetzen kann. Im Kurs werden die Kontaktdaten von entsprechenden Beratungsangebote in Schwaben ausgehändigt.
Kommt in bequemer Kleidung. Getränke erhalten wir gegen Spende. Für Verpflegung ist gesorgt.
Der Selbstbehauptungs-Workshop findet im Rahmen der Linken Einführungswochen und der Demo „Take Back The Night“ statt, die sich gegen sexualisierte Gewalt an Frauen speziell im Augsburger Nachtleben stellt.
Das Feministische Streikkomitee Augsburg ruft auf zur Demonstration am 8. März 2022
Wir stecken immer noch in der Krise – und das System versagt weiterhin. Pflegende, Ärzt*innen, Lehrende und Erzieher*innen sollen mit Boni abgespeist werden, strukturelle Änderungen bleiben aus. Mütter, insbesondere in systemrelevanten Berufen, sehen sich mehr denn je mit Mehrfachbelastungen konfrontiert. Das muss sich ändern! Nicht erst seit Ausbruch der Corona-Pandemie tragen Frauen die Hauptlast an unbezahlter und geringbezahlter Sorge-Arbeit. Pflegeeinrichtungen argumentieren mit Wirtschaftlichkeit, wenn es um die niedrige Bezahlung von Pflegekräften geht. Doch in der Krise zeigt sich: Kapitalistisches Denken bringt uns nicht weiter, wenn Solidarität gefragt ist.
Höhere Gehälter oder Bonus-Zahlungen nützen nichts, wenn kurz- und langfristig das Pflegepersonal fehlt. Die Krise entlarvt die patriarchalen Strukturen, die unsere Gesellschaft durchziehen: Wenn Kinder in Quarantäne müssen, wer kümmert sich um Home-Schooling, Kinderbetreuung und Verpflegung? Frauen fühlen sich durch die Corona-Krise stärker familiär belastet als Männer. Lehrkräfte sollen fehlende staatliche Konzepte im Alleingang ausgleichen. Pflegende können und wollen nicht mehr. Fälle häuslicher Gewalt nehmen weiterhin zu. Das Patriarchat hat uns fest im Griff: Das längst überholt geglaubte Rollenmuster der sorgenden Hausfrau und Mutter verstärkt sich in der Krise wie selbstverständlich. Dabei wird Sorge-Arbeit nicht gesehen, kaum honoriert.
Schluss mit alten Normen & neuem Leistungszwang! Schluss mit der Selbstverständlichkeit und dem Nichtgesehenwerden! Wir streiken!
Am 8. März 2022 um 16:30 Uhr: Demo und Kundgebung, Rathausplatz Augsburg, organisiert vom Feministischen Streikkomitee Augsburg
Seit Jahrzehnten diskutieren Feminist*innen die K-Frage auch heute setzen wir uns für eine geschlechtergerechte Gesellschaft ein und träumen von der feministischen Utopie einer Zukunft, die wir am liebsten schon heute konkret werden lassen wollen. Feministisch leben! Sorge-Arbeit sichtbar machen und fair verteilen! Gestern, heute und morgen!
Kommt vorbei und bringt eure Freund*innen sowie Taschenlampen, Leuchtstäbe oder Lichterketten mit! Wir knipsen symbolisch lila Lichter an, um endlich ein Spotlight auf unsichtbare Care-Arbeit zu werfen.
Es gibt ein Hygienekonzept, damit sich alle sicher fühlen können. Bitte tragt Masken. Rund um den 8. März gibt es weitere Veranstaltungen im Radio, Internet und der Stadt. Für Essen sorgt die Soliküche Knoblauchfahne.
Feministisches Beisammenseinam Samstag, 05.03.2022 ab 11 Uhr auf dem Rathausplatz
Das Feministische Streikkomitee möchte Sorgearbeit einen Platz in der Öffentlichkeit geben: Auf dem Rathausplatz finden am 5. März 2022 ab 11 Uhr Workshops, Vorträge und Gespräche statt, die sich um die Wichtigkeit und Anerkennung von bezahlter und unbezahlter Care-Arbeit und andere feministische Themen drehen.
Wir wollen gemeinsam mit euch einen Platz für Sorge schaffen und Sorgearbeit und feministische Kämpfe und FINTA*-Personen sichtbar machen.
Deswegen nehmen wir uns am 5. März Raum und machen es uns dabei so richtig gemütlich. Wir bespielen den Rathausplatz den ganzen Tag bei lockerem Beisammensein mit feministischem Programm und Musik.
Dabei darf die Selbstfürsorge nicht zu kurz kommen. Also: Bringt alles mit, was ihr braucht, um es euch gut gehen zu lassen. Heiße Getränke, warme Kleidung, Decken, Wärmflaschen… Aber auch Bücher, Instrumente, Spiele oder was euch sonst noch so einfällt.
Das Programm:
11-13 Uhr Infostände
Mittagessen
nachmittags: Workshops
Abendessen
durchgehend bis abends: Musik von verschiedenen DJ*anes
Für Essen sorgt die Soliküche Knoblauchfahne.
Es wird auch eine Kinderbetreuung geben.
Wir laden insbesondere FINTA* (Frauen, inter, nichtbinäre, trans und agender Personen) ein, an den Rathausplatz zu kommen und sich einzubringen oder einfach nur berieseln zu lassen.
Donnerstag, 10. Februar 2022 Zeit: 18 – 21.30 Uhr Ort: Grandhotel Cosmopolis
In Kooperation mit der Petra-Kelly-Stiftung.
Das Feministische Streikkomitee Aux veranstaltet einen Sprecher*innen-Kurs für FINTA*-Personen, die öffentliches Reden üben möchten. Dafür konnten wir Dagmar Franz-Abbott als Sprachtrainerin gewinnen.
Warum ein Sprech-Training?
In Augsburg gibt es zahlreiche feministische Gruppen und Vereinigungen wie das Frauenzentrum, das Oben-Ohne-Kollektiv, das Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung Augsburg und – unsere eigene Gruppe.
In der Vergangenheit wurde in diesen Gruppen der Wunsch laut, bei Kundgebungen lauter und verständlicher zu sprechen, um die Inhalte besser an die Teilnehmenden zu kommunizieren.
Das Training wird als Präsenzveranstaltung mit max. 15 Personen stattfinden. Es gelten 2G Plus Bedingungen, bitte denkt an entsprechende Nachweise und euren Personalausweis.
Acht Jahre bis das CO2-Budget verbraucht ist – ändert sich nichts, verfehlt die Menschheit das 1,5-Grad-Ziel, also die Begrenzung der Erderwärmung auf höchstens 1,5 Grad bis zum Jahr 2100.
Doch nicht alle tragen gleichermaßen zu diesem Treibhauseffekt bei und nicht alle sind gleich von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen. Gemeinsam erarbeiten wir, wie Geschlecht und Klima zusammenhängen, warum es beim Klimaschutz auch um Klimagerechtigkeit geht und, warum klimapolitische Lösungen feministisch sein müssen.
Der Workshop, unterstützt durch den Kurt-Eisner-Verein / die Rosa Luxemburg Stiftung, widmet sich dem Thema Klimagerechtigkeit aus feministischer Perspektive, indem wir und den Fragen nach Verursachung, Betroffenheit und politisch Verantwortung statistisch und kreativ näher wollen.
Die Veranstaltung findet online statt. Interessierte melden sich bitte via Mail an f-streik-aux@riseup.net an.
Ihr erhaltet einen Link zum virtuellen Big-Blue-Button-Raum am Tag der Veranstaltung. Bitte seid ca. 10 Minuten früher da, damit wir eventuelle technische Probleme beheben können.
Das Wichtigste in Kürze:
Datum: Di, 14.12.21 Zeit: 19 – 21.30 Uhr Anmeldung per Mail an f-streik-aux@riseup.net All gender welcome